Weil die meisten Leitbilder gar nichts aussagen über die Unternehmen.
Und wir deshalb darauf lieber verzichten.
„Unser Leitbild, unser Wertehintergrund, unser Wir etc.
Wenige wissen, was diese Ausdrücke bedeuten. Leitbilder sind Phantasmen von Gruppen, die sich darüber verständigt haben, wie die Welt sein soll, und dieses Wissen anderen Leuten, die einem ‚Wir‘ zugerechnet werden, obstinat aufdrängen. Wir alle sind, heißt es, einem Leitbild verpflichtet oder werden dazu verpflichtet, uns zu verpflichten auf solche zugemuteten Verpflichtungen. Pflichtenkollisionen sind zwischen diesen Verpflichtungen nicht vorgesehen.
Noch anders gesagt: Leitbilder sollen Gefolgschaften bilden (…). Wenn jemand folgt, ordnet er sich einer ‚Gemeinschaft‘ ein, deren Mitglieder nicht mehr selbst zu denken brauchen, weil für sie gedacht wird – vom ominösen ‚Wir‘. Sogar der ‚Wertehintergrund‘ ist der von uns allen, denn: Wir sind alle irgendwie eins, ob vegetarisch oder karnivor, ob Sozialistin oder konservativ Grüner.
Sicher ist, dass [ein Unternehmen] nicht den Hauch eines eigenen Profils gewinnt, wenn sich alle auf dasselbe Leitbild, auf den gleichen (verordneten und nicht selten dogmatischen) Wertehintergrund einlassen. Darin steckt nicht die mindeste Kreativität, sondern einfach nur ein aufgepumpter Konformismus. Nichts ist entlarvender als Verkündigungen, die sagen: Wir sind kreativ und innovativ und individuell. Das ist ein Widerspruch in sich selbst. Und alles andere als qualitätsfördernd.*
* Quelle: Peter Fuchs, https://systemagazin.com/kanonische-phraseologien-in-der-zunft-der-systemischen-therapie-und-anrainender-sozialberufe/